Das kleine Land Taiwan, südöstlich von China gelegen, spielt in vielen Bereichen mit den ganz großen Nationen der Welt mit. Der Inselstaat ist nicht nur wirtschaftlich und technologisch weit entwickelt, sondern ist auch Vorreiter im Bereich der digitalen Bildung. Das Land hat außerdem große Erfahrung im Katastrophenschutz. Nach der Flutkatastrophe im Ahrtal im vergangenen Sommer hat sich der Landtagsabgeordnete für den Wahlkreis Leonberg/Herrenberg/Weil der Stadt, Hans Dieter Scheerer, daher bei der Landesregierung nach Kooperationen mit Taiwan erkundigt um von dessen Expertise zu lernen.
„Die Jahrhundertflut im Ahrtal, aber auch die Unwetter und Sturmschäden in Baden-Württemberg haben die Notwendigkeit eines effektiven und einsatzfähigen Katastrophenschutzes in Deutschland verdeutlicht“, berichtet Scheerer. In einem gemeinsamen Gespräch mit der FDP-Abgeordneten für den Wahlkreis Ettlingen Alena Trauschel und dem Generaldirektor der Taiwanesischen Vertretung in Deutschland habe er viel über die Erfahrungen des Inselstaates in Südostasien bei der Katastrophenabwehr gelernt. Dort gebe es bspw. volldigitale Frühwarnsysteme für Stürme oder Fluten. „In Deutschland muss der Katastrophenschutz auf ein ähnliches Niveau gehoben werden“, fordert Scheerer weiter. „Ich habe mich daher beim Staatsministerium nach möglichen Kooperationen zwischen Baden-Württemberg und Taiwan erkundigt. Beim Katastrophenschutz gibt es aber laut Staatssekretär Florian Hassler von der CDU keinerlei Kooperationen. Ein Ausweiten der Zusammenarbeit scheint demnach auch nicht geplant zu sein.“
In anderen Bereichen sei die Zusammenarbeit aber weiter fortgeschritten. So gebe es zahlreiche Austauschprogramme zwischen baden-württembergischen Universitäten und Hochschulen mit Partnern in Taiwan. Außerdem gebe es Stipendien für Studenten aus Taiwan um nach Deutschland zu kommen und Schulpartnerschaften. Nicht zuletzt bestehe auch ein nicht unerheblicher Handel zwischen der deutschen Wirtschaft und Taiwan. „Ich begrüße diese Formen der Zusammenarbeit sehr, insbesondere auch die Möglichkeit für Schüler und Studenten an Austauschprogrammen teilzunehmen und so die jeweils andere Kultur kennenzulernen. Ein solcher kultureller Austausch schafft eine weltoffene und tolerante Gesellschaft und ist nicht zuletzt auch für eine Exportwirtschaft wie Baden-Württemberg enorm wichtig. Gleichzeitig muss Baden-Württemberg von den Fortschritten Taiwans in der digitalen Bildung lernen. Auch die öffentliche Verwaltung könnte sich ein Stückchen von Taiwan abschneiden. Dort ist die Bürokratie soweit abgebaut, dass man bspw. einen Reisepass innerhalb eines Tages erhält und nicht wie bei uns sechs Wochen warten muss“, sagt Scheerer weiter.
Auch wenn formal keine diplomatischen Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Taiwan bestehen, müsse die Zusammenarbeit ausgebaut werden, sodass beide Seiten profitieren. „Deutschland darf sich hier nicht von China einschüchtern lassen. Bilaterale Investitions- und Kooperationsprogramme sind enorm wichtig, um den Drohgebärden Chinas gegenüber Taiwan entgegen zu stehen“, so Scheerer.
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