Aktuelle Berichte lassen verlautbaren: Die Hermann-Hesse-Bahn wird nochmal teurer als ursprünglich gedacht. Noch im Sommer dieses Jahres waren Kosten in Höhe von rund 164 Millionen Euro für die Hesse-Bahn im Gespräch, nun liegt die Marke bei 207 Millionen. Die Gründe hierfür sind laut den Verantwortlichen zahlreich. Der Weil der Städter Landtagsabgeordnete und Böblinger Kreisrat Hans Dieter Scheerer will dies aber nicht gelten lassen und kritisiert das Landesverkehrsministerium sowie den Zweckverband der Hesse-Bahn weiter scharf.

„Bei der Hermann-Hesse-Bahn überrascht mich mittlerweile eigentlich nichts mehr. Eine Hiobsbotschaft jagt die nächste, dass die Kosten für dieses fragwürdige Reaktivierungsprojekt weiter steigen und ich befürchte, dass wir das Ende des Fahnenmasts noch nicht erreicht haben. Wie mir Verkehrsminister Hermann im Herbst mitgeteilt hat, hat die Landesregierung zu keiner Zeit Einblicke in die Wirtschaftlichkeit und in die Zahlen der Hesse-Bahn gehabt und einen offenbar vollkommen überforderten Zweckverband vor sich hin wurschteln lassen. Grüne Konzeptlosigkeit in der Verkehrspolitik, wie wir sie ebenfalls bereits seit langem gewohnt sind“, sagt Scheerer, Mitglied im Verkehrsausschuss des Landtags von Baden-Württemberg und Sprecher für den ÖPNV und Schienenverkehr der FDP-Landtagsfraktion.

Dem Projekt Hesse-Bahn steht der Weil der Städter Stadtrat von Anfang an kritisch gegenüber. In der Vergangenheit mahnte er mehrfach, dass die Linie nur restriktiv eingesetzt werden dürfe. Sie müsse unbedingt am Bahnhof Weil der Stadt enden, eine mögliche Weiterfahrt bis Renningen gefährde den ohnehin fragilen Fahrplan der S-Bahnen im Raum Stuttgart. Nichtsdestotrotz hat er aber auch stets konstruktiv mit den Beteiligten zusammengearbeitet und sich permanent über den Fortgang des Projekts informieren lassen: „Ich stand auch mit Landrat Riegger aus Calw in Kontakt und habe ihn gefragt, warum der Zweckverband und die beteiligten Landkreise bis in den Herbst dieses Jahres noch keine Förderung beim Land beantragt hatten. Im Oktober teilte er mir dann mit, dass das nun geschehen sei. Warum hat man aber so lange gewartet, um die Finanzierung der Hesse-Bahn unter Dach und Fach zu bekommen, bevor sie – wie jetzt geschehen – völlig aus dem Ruder läuft und unkalkulierbar wird? Dieses Projekt beschäftigt uns nun so lange und zu keinem Zeitpunkt wurde seriös und verlässlich geplant“, geht Scheerer mit den Beteiligten der Hesse-Bahn ins Gericht.

„Ein besseres ÖPNV-Angebot ist wichtig und die Anbindungen im Kreis Böblingen müssen fortlaufend verbessert werden, aber eben mit aus meiner Sicht wesentlich sinnvolleren Verbindungen statt der Hesse-Bahn, wie bspw. der Anbindung der Gäubahn über Renningen. Ich bin gespannt, wie die fortlaufenden Kostenexplosionen der Hermann-Hesse-Bahn am Ende gedeckt werden und auf welchem Teil Land, Kommunen und Landkreise sitzen bleiben. Eines ist aber klar, der Steuerzahler darf auch hier wieder einmal für schlechte Planung und mangelnde Aufsicht des Verkehrsministeriums drauflegen“, gibt Scheerer zu bedenken.