TOP TALK in Stuttgart – Luftverkehr und Klimaschutz – geht das? Raum für Innovationen statt Verbote
Wasserstoff, Brennstoffzelle und E-Fuels als Schlüssel zum Erfolg
Nach Begrüßung durch den Fraktionsvorsitzenden Dr. Hans-Ulrich Rülke diskutierten unter der Moderation von Hans-Jörg Zürn (Sindelfinger Zeitung/Böblinger Zeitung) am 19. Oktober im Plenarsaal des Landtags ausgewiesene Experten zum Thema „Luftverkehr und Klimaschutz – geht das? – Raum für Innovationen statt Verbote“. Teilnehmer waren Prof. Dr.-Ing. Josef Kallo (Gründer und CEO von H2FLY), Oliver Haack (Leiter Politik- und Regierungsangelegenheiten, Commercial Aircraft, AIRBUS Operations GmbH), Carsten Poralla (Geschäftsführer der Flughafen Stuttgart GmbH für den Bereich Non-Aviation) und dem Abgeordneten Hans Dieter Scheerer (Sprecher der Fraktion für Luftverkehr).
Dr. Hans-Ulrich Rülke stellt in seiner Begrüßung heraus, dass Luftverkehr und Klimaschutz gut miteinander vereinbar sind. Hierfür brauche es innovative Ansätze statt Verbote. Er sagte: „Der Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg kann ohne den Luftverkehr nicht existieren und sich weiterentwickeln. Der Luftverkehr ist von zentraler Bedeutung. Es braucht deshalb ein klares Bekenntnis zum Luftfahrtstandort Baden-Württemberg. Und es muss die Frage geklärt werden, wie die Luftfahrt der Zukunft so gestalten wird, dass diese klimafreundlich ist.“
Hans Dieter Scheerer, Sprecher der Fraktion für den Luftverkehr ergänzte: „Klimaschutz und Luftfahrt sind sehr gut miteinander vereinbar, nämlich durch Wissenschaft und Fortschritt und technische Lösungen. Es muss darum gehen, mit Experten tragfähige Lösungen zu diskutieren. Wir Freie Demokraten setzen auf synthetische Kraftstoffe und Wasserstoff für die Direktnutzung oder die Brennstoffzelle. Wir wissen: Die besten Lösungen gibt es im Wettbewerb um den richtigen Ansatz. Deshalb treten wir in allen Bereichen für Technologiefreiheit ein. Die Diskussion um Flugscham oder gar solch abstruse Ideen, wie der Verbot von Flügen bis zu einer bestimmten Reichweite, zeigen für mich, dass Manche nicht ansatzweise verstanden haben, wie der Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg funktioniert. Sie begreifen auch nicht, was der Wille eines freien Bürgers ist: Er ist gerade nicht Adressat von ideologische geprägten Verboten.“
Prof. Dr. Josef Kallo ging während seines Impulsvortrags und in seinen Redebeiträgen auf sein Unternehmen H2FLY ein, das Flugzeuge mit Brennstoffzellen-Antrieb herstellt. Derzeit sei in Kooperation mit der Deutschen Aircraft ein 40-sitziges Flugzeug in Entwicklung. Er stellte klar, dass in Zukunft Energie wesentlich teurer werde, als dies heute der Fall sei. Er warb für ein neues Bewusstsein für den Wert der Energie. Dreh- und Angelpunkt sei, woher die großen Mengen an Energie in Zukunft kommen. Im Vergleich der beiden Wege synthetische Kraftstoffe für den Flugverkehr oder die Nutzung der Brennstoffzelle für den E-Antrieb stelle sich die Brennstoffzelle als die wirtschaftlichere Lösung dar. Dennoch stehen dreistellige Milliardenbeträge für die erforderliche Transformation im Raum. Er warb für die Idee eines Bürgerbeteiligungsfonds. Seit September dieses Jahres sei bereits ein kleineres Flugzeug auf Basis flüssigen Wasserstoffs, Brennstoffzelle und E-Antrieb im praktischen Einsatz und alle Komponenten funktionierten einwandfrei. Jetzt gehe es um weitere Entwicklungsschritte.
Oliver Haack stellte heraus, dass Airbus das Ziel klimaneutrales Wasserstoff-Fliegen ab dem Jahr 2035 habe. Ein so genannter Zeroe-Flieger sei ein sehr hoher Investitionsaufwand, da er komplett neu gedacht werden müsse. Er betonte, dass es nicht die eine Lösung für die Luftfahrt gebe. Deshalb werde beispielsweise auch an hybrid-elektrischen Konzepten gearbeitet. Dreh- und Angelpunkt sei, dass die erforderliche Wasserstoff-Infrastruktur geschaffen werde. Das Henne-Ei-Problem bei Sustainable Aviation Fuels (SAF) – also synthetischer Kraftstoff – bezeichnete er als ein echtes Ärgernis. Die Beimischungsregulatorik der EU sei ein Ansatz, bei dem er sich für den raschen Markthochlauf durchaus mehr hätte vorstellen können.
Carsten Poralla berichtete vom Forschungshangar am Flughafen Stuttgart zu Wasserstoff. Die Frage, was ändere sich konkret in der Logistik, sei spannend. Er benannte drei Schwerpunkte der Entwicklung im Bereich nachhaltiges Fliegen: E-Antriebe für kürzere Strecken, Wasserstoff für mittlere und für die Langstrecke SAF. Die Beimischungsquoten bezeichnete er als ersten Schritt, hin zu Verlässlichkeit für Investitionsplanungen der Industrie. Er ging auch auf das. STR-Zero-Projekt ein. Dies habe Klimaneutralität des Landesflughafens Stuttgart bis zum Jahr 2040 zum Ziel.
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