Die dänische Firma Ramboll hat die Argumente der Deutschen Bahn beim Gäubahn-Faktencheck im November vergangenen Jahres nochmals auf deren Schlüssigkeit überprüft und festgestellt, dass das damalige Gutachten stark auf Konzerninteressen getrimmt wurde. Ein Vorwurf, den auch der Weil der Städter Landtagsabgeordnete Hans Dieter Scheerer direkt nach der damaligen Sitzung gegenüber allen Beteiligten aus der Region Stuttgart, der Bahn und dem Landes- und Bundesverkehrsministerium vorgebracht hatte. Er erneuert deshalb seine Forderung bei der Umsetzung der Gäubahn und vor allem bei der Diskussion um den alternativen Halt während der Unterbrechung durch die Bauarbeiten am Pfaffensteigtunnel, wirklich auf die Interessen der Reisenden und Pendler zu legen.
„Bereits direkt nach dem Faktencheck zur Gäubahn im letzten Jahr habe ich angemerkt, dass das zugrundeliegende Gutachten ein Gutachten für die Deutsche Bahn und nicht für die Interessen der Pendlerinnen und Pendler und der Reisenden auf der Gäubahn war. Das hat die Firma Ramboll nun nochmals unabhängig bestätigt und auch bei der heutigen Sitzung des Interessenverbands Gäu-Neckar-Bodenseebahn vorgetragen“, erklärt Scheerer, Sprecher für den ÖPNV und Schienenverkehr der FDP-Landtagsfraktion.
Laut Ramboll seien viele der Argumente der Deutschen Bahn zum Weiterbetrieb der Bahnanlagen bis zum Stuttgarter Hauptbahnhof überzogen und von den sieben von der Bahn aufgestellten Kriterien für eine Kappung der Gäubahn nur drei wirklich ausschlaggebend. „Klar, für die Deutsche Bahn ist es die Lösung mit dem geringsten Aufwand die Gäubahn in Stuttgart Vaihingen zu kappen und Reisende dann per S-Bahn weiter zum Stuttgarter Hauptbahnhof zu schicken. Es kann ja aber wohl kaum unser Ziel sein, für den Bahnkonzern den größtmöglichen Komfort zu finden, sondern für die vielen Bahnkunden, die so am Stadtrand rausgeschissen werden würden und auf sich allein gestellt sind um an den Hauptbahnhof zu kommen“, kritisiert Scheerer. In einer weiteren Feststellung der Gutachter von Ramboll sieht Scheerer zudem das entscheidende Argument für die Streckenführung der Gäubahn über Renningen während der Unterbrechung durch die Bauarbeiten am Pfaffensteigtunnel: „Die Gutachter halten es für äußerst schwierig, die Gäubahn wie geplant bis 2025 umzusetzen, sollte weiter an einem Nordhalt festgehalten werden, der bis heute noch nicht geplant, geschweige denn gebaut ist. Deshalb sollte aus meiner Sicht der Nordhalt gänzlich verworfen werden und die alternative Streckenführung über Renningen gewählt werden. Hier bräuchte es wenn überhaupt nur minimale Anpassungen um die Gäubahn in den Stuttgarter Hauptbahnhof zu leiten.
Die Argumente gegen Renningen, da eine höhengleiche Kreuzung in Stuttgart Zuffenhausen betrieblich kritisch sei, überzeugen Scheerer nicht: „Die Deutsche Bahn hat selbst vor Kurzem mitgeteilt, dass während der Bauarbeiten für den digitalen Knoten in Stuttgart Feuerbach die S-Bahnen interimsweise über die Fernbahngleise umgeleitet werden. Also ist die Einfahrt der Gäubahn über Renningen durchaus betrieblich möglich und warum setzt man diese „Interimslösung“ dann nicht fort? Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium Michael Theurer hat ja auch während der Sitzung des Interessenverbands Renningen nochmal ins Spiel gebracht und verdeutlicht, dass man diese Alternative auf Basis aller nun zur Verfügung stehender Gutachten erneut prüfen sollte. Ich kann ihm nur vollends zustimmen und möchte ebenfalls betonen, dass Renningen die einzige wirkliche attraktive Lösung für die Fahrgäste der Gäubahn ist und zumindest als Ausweichstrecke behalten werden muss. Ebenso muss die S-Bahnverlängerung bis Horb Bestandteil des Gäubahnausbaus sein. Zuletzt muss auch allen klar sein, dass der Primat der Politik gilt, und bei allen gutachterlichen Bewertungen zuletzt die Politik über die Zukunft der Gäubahn entscheiden wird und auch entscheiden muss.“
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