2011 wurde das Frauenhaus in Sindelfingen aus finanziellen Gründen geschlossen. Der Landkreis Böblingen wartet seitdem auf eine Finanzierungszusage für einen Neubau. Von 5,6 Millionen Euro Gesamtkosten geht der Landkreis nach fortgeschriebener Kostenberechnung aktuell aus. Ohne Fördermittel des Bundes wäre das Vorhaben gefährdet, weshalb sich Landrat Bernhard mit einem Schreiben an Bundesfamilienministerin Paus gewandt hat. Der Weil der Städter Landtagsabgeordnete Hans Dieter Scheerer hat dem Landrat ebenfalls seine Unterstützung zugesichert, fordert aber gleichzeitig von allen Beteiligten Bewegung in der Sache.
„Dass der Landkreis Böblingen mit seinem großen Wohlstand und seiner wirtschaftlichen Strahlkraft kein eigenes Frauenhaus unterhält und von häuslicher Gewalt bedrohte Frauen und Kinder in Einrichtungen der Nachbarlandkreise ausweichen müssen, ist kein akzeptabler Zustand und diese Tatsache muss dringend korrigiert werden“, fordert Scheerer. „Landrat Bernhard hat deshalb meine volle Unterstützung und ich begrüße es sehr, dass er für eine Finanzierung eines Frauenhauses im Kreis Böblingen nochmals im Bundesfamilienministerium angefragt hat.“
„Die Errichtung eines Frauenhauses ist ein entscheidender Schritt zur Bekämpfung häuslicher Gewalt und Förderung von Respekt und Gleichstellung. Es darf keinerlei Zweifel daran bestehen, dass Frauen selbstbestimmt ein sicheres Leben führen können und ihre Rechte umfassend geschützt werden. Außerdem sendet die Errichtung eines Frauenhauses eine klare Botschaft an die Gemeinschaft, dass häusliche Gewalt nicht toleriert wird und dass Unterstützung und Schutz für die Opfer zur Verfügung stehen. Gerade angesichts der ungewissen Lage um den Neubau des Herrenberger Frauenhauses, ist ein Frauenhaus auf mehr als 200.000 Kreis-Einwohnerinnen, viel zu wenig“, so Sandra Klobuczek, Mitglied der FDP im Stadtverband Sindelfingen.
Laut Scheerer müssen sich aber alle Beteiligten in der Sache bewegen: „Die Unterstützung des Bundes ist natürlich unerlässlich und muss zeitnah freigegeben werden. Aber auch der Landkreis darf nicht länger warten und muss die ersten Schritte für ein neues Frauenhaus machen, auch um den politischen Druck auf das Bundesministerium zu erhöhen. Die notwendigen Grundstücke sind beispielsweise vorhanden und der Landkreis könnte erste Anschubinvestitionen tätigen.“
Weitere Verzögerungen könne man sich im Landkreis Böblingen laut Scheerer nicht leisten. Die reinen Baukosten drohen durch anhaltenden Rohstoffmangel und Inflation weiter zu steigen, aber auch aus sozialpolitischer Sicht, werden die Kosten immer größter. „In Zeiten steigender Fallzahlen häuslicher Gewalt und durch die Nachwirkungen der Corona-Pandemie ist es kein tragbarer Zustand für den Kreis, keine direkte Anlaufstelle für von häuslicher Gewalt bedrohte Frauen und Kinder zu haben. Gleichzeitig müssen deshalb auch die Beratungsangebote erweitert werden um betroffenen Frauen Hilfe zu signalisieren und die Bevölkerung allgemein zu sensibilisieren“, erklärt Scheerer. „Der Landkreis Böblingen kann dabei auf sehr große und professionelle bestehende Strukturen in der Sozialhilfe zurückgreifen. Die Beratungsstelle gegen häusliche Gewalt Amilia oder die Waldhaus Jugendhilfe aus Hildrizhausen bieten bereits großartige Angebote an und helfen vielen Menschen, der Landkreis kann aber auch auf die Unterstützung dieser Organisationen im Aufbau und der Führung des Frauenhauses vertrauen.“
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